Die Sozia, der Sozius
 
wenige, aber vielleicht hilfreiche Tipps

Es ist immer wieder festzustellen und zu hören, dass es Biker gibt, die von bestimmten Sozias schwärmen wie von einem Klassemotorrad – aus demselben Grund: wegen ihrer tollen Fahreigenschaften.
Es scheint also nicht einfach zu sein, ein(e) gute(r) Beifahrer(in) zu sein.
Nehmen wir an, wir hätten einen wunderschönen Tag, an dem ein Biker eine Bekannte (oder einen Bekannten) die/der noch nie Motorrad gefahren ist, zu einer Tour einlädt.

Da nicht jeder ein Headset oder eine Gegensprechanlage hat, sollte vor der Fahrt die Sozia (der Sozius) auf alle Fälle mit dem Fahrer zumindest zwei Zeichen ausmachen:

  • eines für "stehenbleiben bei nächster Gelegenheit",
  • ein anderes für "Notfall, sofort anhalten".
    • Sei es, man hat vergessen den Helmriemen zu schließen,
    • es rührt sich ein menschliches Bedüfrnis
    • oder der Rucksack wurde beim letzten Stop vergessen, etc.

Im Vertrauen auf die Fahrkünste des Fahrers sitzt sie/er auf – selbstverständlich bestens ausgerüstet mit Lederkluft, Helm und Handschuhen (die Körbchen-Grösse spielt da keine Rolle ;-)!).
Schwungvolles, optisch beeindruckendes Aufschwingen muß abgesprochen und eingespielt sein, sonst kann das Bike kippen. Noch keinen Meter gefahren und schon im Dreck liegen – peinlicher geht’s nicht mehr!

Aufgestiegen wird im Normalfall bzw. grundsätzlich von der linken Seite des Motorrads (von hinten aus gesehen). Ob das traditionell vom Reitsport übernommen wurde oder ob daran liegt, daß es leichter geht wenn das Bike auf dem Seitenständer lehnt, ist nicht endgültig zu klären.

Oberstes Gebot: Wärend der gesamten Fahrt bleiben die Füße der Sozia/des Sozius auf den Fussrasten! (s. u.)

Solange die Sozia/der Sozius mit der Fahrweise des Bikers nicht völlig vertraut ist, was erst nach hunderten Kilometern der Fall ist, gut festhalten! Und zwar am Fahrer – nicht irgendwo an einem Griff hinten! Dieser allgemein geäusserte Wunsch des Bikers ist keine Aufforderung zur unsittlichen körperlichen Annäherung. Es kann jederzeit passieren, daß er einen Blitzstart hinlegen muss, um einer Gefahr zu entgehen. Wenn dann kein TopCase vorhanden ist, bleibt die Sozia/der Sozius – im wahrsten Sinne des Wortes – auf der Strecke.

Allerdings wird die Aufforderung des Fahrers, sich eng an ihn zu drücken, von vielen Erst-Sozias als plumpes Langzeit-Knuddeln verstanden und sie wird der Aufforderung nur zögernd nachkommen. Dabei wäre die physikalisch-wissenschaftliche Erklärung so einfach:

  • Bei höheren Geschwindigkeiten bilden sich Luftwirbel zwischen den Körpern, die die ruhige Fahrweise des Bikes beeinträchtigen können.
  • Bringt die Sozia ihr Brustbein soweit als möglich an die Wirbelsäule des Fahrers (nun spielt die Körbchengrösse also doch noch eine Rolle) und bleibt sie auch dort, braucht sie gar nicht mehr darüber nachzudenken, wie weit sie sich in die Kurve legen muss – es ergibt sich von selbst.

Vorteilhaft ist das Festhalten am Fahrer auch, wenn er stark abbremsen muss. So hat sie/er hat die Hände bereits am Fahrer und greift demnach UNTER (!!!) den Armen des Fahrers durch und kann sich am Tank abstützen. So lastet ihr/sein Gewicht nicht auf dem Rücken des Fahrers, die Helme schlagen nicht so leicht zusammen und auch die Sozia/der Sozius ist vom Anpressdruck an den Fahrer befreit.

Vor dem Absteigen sollte die Sozia/der Sozius erst nachfragen, ob es OK ist. Vielleicht hat der Fahrer noch nicht endgültig angehalten und fährt noch ein oder zwei Meter vor, während die Sozia/der Sozius gerade vom Bike rutschen will.

Je gefährlicher es wird, umso ruhiger muß sie/er bleiben – sowohl körperlich als auch verbal. Schreien, toben und zittern kann sie/er, wenn alles vorbei ist – vorher wird nicht gemuckst. Wird es ganz schlimm, soll sie/er die Augen zumachen – wenn es sich nicht ausgeht, merkt sie/er es ohnehin früh genug!

Ex-BeifahrerInnen, die mittlerweile selbst fahren
geben oft zu, keine guten MitfahrerInnen mehr zu sein. Da jede(r) BikerIn eine Kurve ein bißchen anders (an)fährt, bestehen in den Köpfen von Fahrer und BeifahrerIn zwei verschiedene Linien mit zwei verschiedenen Bewegungsabläufen. Die/der sonst selbst fahrende Ausnahme-Sozia/-Sozius versucht – genau wie der Fahrer – ihre/seine gewohnten Vorstellungen zu realisieren – und die beiden arbeiten gegeneinander.

Einfacher Trick: Vor der Kurve die Augen schliessen … die Sozia/der Sozius, nicht der Fahrer!!! Brustbein an die Wirbelsäule des Fahrers bringen und die Kurve fühlen – siehe da, es klappt wieder!

Findest Du ein Motorrad ohne hintere Fussrasten und mit einer Plastik-Abdeckung statt einem Rücksitz, brauchst Du gar nicht zu hoffen, von diesem Fahrer auf eine (flotte) Tour mitgenommen zu werden!